Einer Kunstrichtung, die in ganz besonderer Weise Trends
und Lebensgefühl ihrer Zeit reflektiert, widmet sich die
Sammlung Zahm: der Modeillustration. Mit mehr als
200 Originalzeichnungen aller Stilrichtungen
ist sie die umfassendste und bedeutendste dieser Art.

Für die passionierten Sammler Ingrid und Volker Zahm
bedeutet Modeillustration mehr als nur die Dokumentation des
Modewandels und der Creativität der Couturiers. Sie verstehen
Modegraphik als eigenständige Kunstform, die - wie jede andere
Kunst auch - alle ihr möglichen Darstellungsformen nutzt und
Stilrichtungen beeinflußt.

Das 20. Jahrhundert gilt als das Jahrhundert der Mode - aber
auch das der Modegraphik. Denn mit dem Aufschwung der ersten
Designermode erlebt auch die Illustration ihren Durchbruch
Ein Grund für ihren Erfolg sind die schier unendlich vielen
Techniken und Stilmittel, die ihr zur Verfügung stehen: Sei es
das Konturieren und Kontrastieren, das Reduzieren bis hin zum
Weglassen oder das Überzeichnen bis hin zur Karikatur.

Der erste Designer, der das Potential der Graphik für die
Präsentation seines neuen Looks voll ausschöpfte, war
Paul Poiret
(1879-1944). Seine farbenprächtigen und exotisch anmutenden Entwürfe zu Beginn des Jahrhunderts verlangten nach einer eleganten und expressiven bildlichen Darstellung.
Poiret engagierte das Multitalent Paul Iribe
(1883-1935), der sich bereits als Karikaturist, Designer und Bühnenbildner
einen Namen gemacht hatte.

Die Zusammenarbeit wurde ein voller Erfolg, so daß Poiret - wie
seine Kollegen dann übrigens auch - für seine Zwecke nur noch
namhafte Künstler verpflichtete
wie etwa
Georges Lepape (1887-1971), George Barbier (1882-1932),
André-Edouard Marty (1882-1974), Erté (1892 -1990)
und Eduardo Garcia Benito (1891-1961).

Um das Besondere des jeweiligen Stils zum Ausdruck zu bringen,
spielen sie mit Elementen des Jugendstils, des Art Déco,
des Expressionismus, Impressionismus, des Surrealismus und auch
des Dadaismus, wie beispielsweise Sonia Delaunay
(1885-1979).
Die gebürtigeRussin, die nach Paris ging und dort viele Jahre lebte, hatte Kontakt zu Picasso, Léger und - was für ihre Arbeit besonders fruchtbar war - zu Mitgliedern des Dadaismus. Kennzeichnend für ihren Stil ist eine unkomplizierte, farbensatte Einfachheit.

Auch Zeichner wie Eric (eigentlich Carl Ericson (1891-1958)), und René Bouet-Willaumez (1900-1974) betonen das Charakteristische einer Kreation durch Farbe, der eine akzentuiert das Detail,
der andere den gesamten Entwurf.

Ein Meister der Stilisierung bis hin zur Überzeichnung ist
Cecil Beaton
(1904-1980), der Hintergründe auffällig und Details
phantastisch gestaltet.

Ganz anders arbeitet René Gruau
(1909-2004). Kennzeichnend für seinen Stil ist die mit Tuschelinien scharf umrissene Gestalt und der Einsatz weniger mono-chromatischer Farbflächen.
Für Christian Dior, mit dem Gruau befreundet war, gestaltete er
fast die gesamte Werbung und prägte wesentlich das Image des Hauses Dior.

Im Gegensatz zu Gruau, der sich als kommerzieller Zeichner sah,
haben zeitgenössische Illustratoren ein anderes Selbstbewußtsein.
Antonio Lopez
(1943-1987) und Ruben Alterio (*1949) verstehen sich eindeutig als Künstler. Sie wollen mit ihren Werken
maßgeblich Trends mitgestalten.
Mit ihnen hält auch der Pop-Art-Stil Einzug in die Modegraphik, während Mats Gustafson
(*1952) auf den Minimalismus setzt, der
die schmale Figur und Silhouette betont.

Modeschöpfer arbeiten heute nach wie vor gern mit Illustratoren
zusammen, weil sie durch ihre avantgardistischen Werke die
Entwicklung der Mode wesentlich mitbestimmen:
Karl Lagerfeld ließ beispielsweise Antonio Lopez für sich zeichnen,
für Dries van Noten rückt Lorenzo Mattotti
(*1954) die Mode ins rechte Bild und für Jean-Paul Gaultier François Berthoud (*1961).

Um welchen Künstler es sich auch handelt, alle Bilder zeigen,
daß es in der Modegraphik auf mehr ankommt, als Kleidung
abzubilden. Die Illustratoren creieren durch ihr Können den Stil
und die Idee der Mode bewußt mit. Jede Zeichnung ist mehr als nur
ein Spiegelbild der Zeit, deutlich trägt sie die Handschrift ihres
Schöpfers. Und das ist es, was sie für Mode- und Kunstinteressierte
sehenswert macht.

Die Sammlung Zahm war bisher in New York, Paris, Tokyo,
London, München, Zürich, Montreal, Stuttgart, Chicago, Genf,
San Diego, Miami, Düsseldorf, St.Moritz, Hong Kong, Weimar,
Brüssel, Breslau, Kobe, Omiya, Nogi, Hannover,  Kiel
und Seoul zu sehen.


ZAHM COLLECTION
ORIGINALE BERÜHMTER KÜNSTLER